Arthur Abraham - Zitterpartie zum knappen Sieg
Arthur Abraham konnte nur mit Mühe seinen Gegner Nikola Sjekloca durch eine Punktwertung von 116:112 (Noel Monnet), 116:113 (Andre van Grootenbruel) und völlig unverständlichen 119:110 (Viktor Panin) besiegen. Dieser Kampf war real gesehen durchaus knapper, als man erwartet hätte.
Nicht wenige Boxfans, die diesen Kampf mitgepunktet haben, sahen eher ein knappes 115:113. Das vor allem deshalb, weil Abraham zu Beginn des Kampfes wieder einmal mindestens 2 Runden durch seine Passivität wegschenkte. Die Wertung des russischen Kampfrichters ist mehr als seltsam. Komischerweise war genau er es, der im Kampf von Noel Gevor gegen Gogita Gorgiladze genau richtig lag.
Dieser Kampf gestaltete sich für Abraham besonders schwierig, weil er ab der 5. Pause in der Ecke angab, seine Hand sei gebrochen. Wann er sich diesen Bruch zugezogen haben soll, konnte man nicht erkennen. Doch dazu gab es nach dem Kampf Aufklärung. Nachdem die ersten Runden verloren waren kam etwas mehr von Abraham und er sicherte sich die nächsten Runden bis ein etwaiger Gleichstand erreicht war. Es waren durchaus enge Runden dabei. In den letzten Runden boxte Abraham fast nur noch mit dem Jab. Das reichte allerdings aus um den schwächer werdenden Sjekloca die letzten Runden abzunehmen und so einen knappen Sieg für Abraham zu sichern. Hätte man eine der knappen Runden an den Mann aus Montenegro gegeben, müsste Abraham sich auch mit einem 114:114 abfinden.
Nach dem Kampf gab Abraham an, dass er sich bereits vor dem Kampf 2 Finger der Schlaghand verletzt hatte. Trainer Ulli Wegner nahm dazu keinerlei Stellung. Während des Kampfes pushte er seinen Schützling, um diesen Kampf durchzuziehen. Normalerweise geht kein Boxer mit 2 (an-?) gebrochenen Fingern in einen WM-Kampf. Das Abraham es trotzdem gemacht hat, war wohl der Tatsache geschuldet, dass sich beim Sauerland-Team im Moment Personalprobleme einstellen. Es ist einfach niemand anders da, der einen solchen Kampfabend als Hauptkämpfer gestalten kann. Brähmer hat gerade erst geboxt, wird Anfang Juni wieder im Ring stehen und die anderen beiden Leistungsträger, Huck und Hernandez, sind nach Team-Angaben im Moment auch nicht fit. Die Frage, ob ein verletzter Boxer tatsächlich eine Veranstaltung retten muss, bleibt wohl offen. Trainer Wegner tat jedenfalls so, als hätte er gar nicht gewusst, dass Abrahams Schlaghand nicht 100% einsatzfähig war. Diese Gesamtsituation kann nicht zufriedenstellend sein, sondern löst Stirnrunzeln aus.
Durch einen guten Punktsieg wurde Noel Gevor WBO-Youth-Champ. Eduard Gutknecht kam gegen den beherzt kämpfenden Pablo Sosa. Der 26-jährige aus Argentinien wurde 2012 von Enrico Kölling bei dessen Profidebüt nach Punkten besiegt. Gutknecht gab an, dass das womöglich sein letzter Kampf bei Sauerland war. Er wäre sicher gerne mit einem Sieg abgetreten, was aber bei einer Punktwertung von 77:75, 75:77 und 74:74 nicht möglich war.
Am gestrigen Abend wurde auch offenbar, dass nach den 4 Boxern, Abraham, Huck, Brähmer und Hernandez eine große Lücke klafft. Die Nachwuchsboxer des Teams Sauerland sind entweder noch nicht soweit, dass sie wirklich große Kämpfe bestreiten könnten oder sind an größeren Aufgaben nach der Aufbauphase gescheitert. Diese Veranstaltung mit nur 6 Kämpfen, von denen 3 sehr schnell endeten, war für die Zuschauer im Velodrom wegen der langen Pausen sicher sehr langatmig. Neben neuen Namen, die die Fightcard füllten, vermisste man gestern Abend Robert Woge, der zuletzt im Oktober im Ring stand. Eigentlich wäre für ihn ein Aufbaukampf fällig gewesen. Oder ist Woge bereits der nächste Kandidat, von dem sich das Sauerland-Team trennt?