Humberto Soto vs Wilfredo Buelvas – Ganz Mexiko ist live dabei

Fotos: Pepe Rodriguez Was in Europa fast undenkbar wäre, ist in der Boxsporthochburg Mexiko einfach normal. Das Fernsehen ist auch bei Boxsportveranstaltungen dabei, wenn es nicht um die ganz großen Namen und Titel geht. Am Samstag kämpfen u.a. der Mexikaner Humberto Soto (65(35)-8(2)-2) und der Kolumbianer Wilfrido Buelvas (15(9)-1(1)-0) um den WBC International Silver im Halbweltergewicht. Das ist sozusagen ein Titel dritter Wahl. Trotzdem ist das ein TV-Ereignis und dem Sender „Mexiko Televisia“ eine Live-Übertragung wert.

Bei der gleichen Veranstaltung wird auch der 23-jährige Mexikaner Rey Vargas (19(16)-0-0) seinen WBC-Youth-Silver Titel im Superbantamgewicht verteidigen. Sein Gegner, der 24-jährige Vergel Nebran (12(8)-7(1)-1) kommt von den Philippinen und hat wohl gegen den bisher ungeschlagenen Vargas nur eine Außenseiterchance.

DSC_1678_resizedDiese beiden dritt- oder vielleicht viertklassigen Titel reichen schon aus um das mexikanische TV auf den Plan zu rufen und live zu übertragen, damit ganz Mexiko diese Kämpfe verfolgen kann. Die Titel sagen natürlich noch lange nichts über die Qualität dieser Kämpfe aus. Es kann durchaus so sein, dass gerade diese Kämpfe in den niedrigen Gewichtsklassen mehr Action zu bieten haben, als eine lahme WM im Schwergewicht jemals zustande bringt.

Ebenfalls vertreten und live im TV zu verfolgen ist ein Frauenkampf zwischen den beiden Mexikanerinnen Lourdes Juarez (3(1)-2(1)-0) und Brisa Hernandez (2-0-0). Für Juarez, die die letzten beiden Kämpfe verloren hat, wird es eine Gegnerin auf Augenhöhe sein, doch verliert sie erneut, kann es durchaus sein, dass sie in Zukunft auf die Rolle einer Aufbaugegnerin festgelegt ist.

Doch das erstaunliche daran ist, dass in Mexiko überhaupt von Kämpfen auf diesem Level im TV berichtet wird. In Europa und besonders in Deutschland wäre das beinahe undenkbar. Der ganze Rummel um den Boxsport ist in Mexiko grundlegend anders, als in Europa. Man wird hier bei uns von ein paar TV-Sendern und deren immer wieder gleichen Vertragspartnern bedient und die gesamte Breite des Kampfsports wird nur wie durch ein Schlüsselloch präsentiert. Was links und rechts daneben passiert, dass erfährt man nur wenn man selbst hinfährt, ggf. durch einen Livestream oder gar nicht.

DSC_1796-1_resizedIn Mexiko wird sogar eine Pressekonferenz zu einem viel beachtetem Medienereignis, weil dieser Sport dort so beliebt ist, wie hier vielleicht irgendwelche Mannschafts- und Ballsportarten. Man muss sich tatsächlich mal fragen, was wir in Deutschland von den Mexikanern lernen können um den Box- bzw. Kampfsport bekannter und beliebter, vielleicht sogar attraktiver zu machen.

Woran liegt es wohl, dass ein Land wie Mexiko uns weit im voraus ist? An der allgemeinen Beliebtheit von Kampfsportveranstaltungen kann es nicht liegen, sonst wären auch bei uns solche Veranstaltungen nicht so gut besucht. Es kann nur an den teilweise überholten Strukturen liegen, die sich bei uns eingeschliffen haben. Ein TV-Sender sucht sich einen einzigen Boxsportveranstalter, stattet dem finanziell aus und der soll dann das „Thema Boxen“ allein und voll und ganz abdecken. Verglichen mit Fußball wäre das so, als würden einzelne Sender mit einzelnen Vereinen einen Vertrag machen und nur über deren Spiele berichten. Das wäre unvorstellbar, aber im Boxsport wird es einfach so gemacht. Mal sehen wie lange noch.

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